REVIEW Fischer Transalp TS Pro

Fischer hat für den Winter 16/17 seine Tourenskischuh-Kollektion um 2 Modelle erweitert:
einerseits gibt es nun den ultraleichten Travers Carbon (980g), den Lukas bereits eingehend vorgestellt hat, andererseits gibt es aber endlich auch ein Model für den abfahrtsorientierten "Freetourer":

Der Transalp TS Pro ist die Weiterentwicklung des vor 2 Jahren eingeführten Transalp Vacuum TS Lite - auch wenn sich die beiden Schuhe "von außen" erst einmal nur minimal unterscheiden.



Wir, die älteren Freerider im Team, lagen den Produktmanagern bei Fischer schon seit einigen Saisons in den Ohren und hatten uns etwas steiferes gewünscht, um die breiteren Ski mit Tech-Bindungen à la Tour Freeride bzw. Tour Classic (entspricht der Dynafit Beast bzw. Radical 2.0) "richtig" nutzen zu können.

Bisher waren mir die gehfähigen Freeride-Boots und Rahmenbindungen immer zu schwer für längere Aufstiege, reine Tourenschuhe in der Abfahrt wiederum zu weich für breite Ski, somit war das Setup im Endeffekt stets ein Kompromiss: zu schwere Bindung/Schuhe auf breitem Ski und wenig Freude bergauf oder aber zu weiche Schuhe mit leichter Bindung und wenig(er) Freude bergab. Beides irgendwie unbefriedigend.

Ab der ISPO 2016 herum durfte ich den Transalp Pro vorab schon nutzen und testen. Ich war ehrlich gesagt skeptisch, kannte ich doch den Transalp Lite, der zumindest optisch der gleiche Schuh ist. OK, die Schnallen sind andere, der Strap ist massiver, der Innenschuh ebenso. (Somit wiegt der Transalp TS Pro auch knappe 250g mehr pro Schuh als die Lite-Version.) Was weiters entfällt ist die Anpassung per Vacuum-Technologie. Die härtere Schale aus TPU lässt dies nicht zu.

Genug der Vorgeschichte, die Hard Facts bittesehr:

- Innenschuhe:
Ultralon Padding mit Lace Liner, Thermoshape Tour
Schnürbare Innenschuhe sind beim Auftieg unverzichtbar, vor allem wenn man mit geöffneten Schnallen unterwegs ist. Der thermoverformbare Innenschuh lässt sich bis zu 5-mal an den Fuß anpassen. (Ich hatte Glück, mir passen sie auch so ohne Probleme.)

- Strap: Phat Maxx Lite
Im Gegensatz zur leichteren Version verfügt die Pro-Version um einen 55mm breiten Strap, der zusätzlichen Halt gibt, auch wenn der Transalp nur über 3 Schnallen verfügt - diese sind aber deutlich massiver und geben mehr Halt als die "X-Light Buckles" des Lite.

- Somatec
Eine parallele Fußstellung ist eigentlich unnatürlich, daher sind die Füße in Somatec-Schuhen in V-Stellung, die Ferse etwas abgesenkt. Das schont die Knie und sorgt für bessere Kraftübertragung. (Ich bin seit inzwischen 12 Jahren in solchen Boots unterwegs, kann's mir ohne nicht mehr vorstellen.)

- Original Dynafit Inserts
...passt also perfekt zu jeglicher Dynafit Bindung (im Falle der Beast muss man jedoch das hintere Insert austauschen.)

- Sizing:
In Pistenschuhen trage ich Mondopoint 27,5 - in Fischer Tourenschuhen bisher immer eine ganze Größe kleiner, also 26,5 (das gilt für die transalps als auch für den Travers).

Und, in Summe? Besser, deutlich besser als klassische Tourenschuhe, bedeutend steifer und sehr gut zum Fahren, gerade mit Ski über 95mm Mittelbreite. Mein Setup mit dem Schuh ist der Ranger 108 Ti in 182cm Länge mit der Tour Freeride 14. Über 110mm Breite und 190cm Länge würde ich den Schuh dann aber nicht mehr nutzen wollen. Denn: Abstriche muss man trotz allem hinnehmen, da der Transalp Pro konstruktionsbedingt einfach niedriger ist als ein Pisten- oder Freeride-Boot. Das macht sich vor allem bei Sprüngen bemerkbar, oder wenn sich die Schneebeschaffenheit unerwartet ändert. Soll heissen man sitzt leichter und schneller nach hinten ab als es bei einem Boot mit höherem Schaft der Fall wäre - oder bei absolut perfekter Skitechnik.
Über die Farben lässt sich streiten, aber da hängt ja eh die locker-lässige Hose drüber. (Hr. Polzer taufte den Boot direkt auf "La Bonboniera" um.)

Der Transalp Pro ist sicher nicht der Schuh für jeden Tag - im Park wird er keinen Spaß machen, mit richtig breiten Ski wird man auch mit dieser deutlich verbesserten Version des "alten" Transalps nicht 100% glücklich werden. (Und einem Race Tourer ist er eh mindesten 1000g zu schwer ;) )

Aber: einen 130er Ski braucht man an maximal 3 Tagen im Jahr.
Wer also trotz allem Freeride-Lifestyle (#bestdayever!111 #chestdeeppow) realistisch bleibt und ein Setup sucht, mit dem man von Dezember bis April wirklich Spaß haben kann, der wird mit einem Ski um die 95-110mm, einer Pin-Bindung und dem Transalp Pro sehr happy. Fischer gibt für den Transalp Pro keinen Flex an, ich würde ihn aber (je nach Außentemperatur und Körpergewicht) irgendwo zwischen 110 und 120 einordnen.

Anmerkung:
Ich werde seit Jahren von Fischer gesponsort, und ja, ich mag die Produkte - bemühe mich aber objektiv zu beurteilen, ob etwas funktioniert oder nicht. 


Funktioniert, ich schwör's:
King of Dolomites 2016, Foto: Klaus Polzer
Und man kann auch gut darin rumstehen:
King of Dolomites 2016, Foto: Klaus Polzer

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