[PRODUCT REVIEW] Fischer Hannibal Carbon 96 2019


Wer viel am Berg unterwegs, passionierter Tourengeher oder "erwachsener" Freerider (neudeutsch Freetourer) ist, wird die Entwicklung hin zu breiteren, leichten Tourenski kaum übersehen können. Vorbei sind die Zeiten der Spaghetti-Latten, die zwar bergauf super funktionieren, bergab aber nur klassisches Tourenwedeln mit viel Kraftaufwand erlauben. In die Sparte der modernen, leichten und dennoch abfahrtsorientierten Tourenski fällt auch der Fischer Hannibal Carbon 96, der hier vorgestellt und beschrieben wird.


Technische Informationen 

Konstruktion / Technologie: Air Tec Ti, Carbon Tech, SW-Sidewall, Paulownia Core
Gewicht/Ski: 1300g/176cm
Radius: 21m/176cm
Sidecut: 126-96-114
Rocker Länge & Höhe [mm]: vorne 370/3 hinten 200
Längen [cm]162, 169, 176, 183





Fischer hat sein breitestes Leichtgewicht, den Hannibal in der Saison 18/19 neu aufgelegt (davor gab es die Hannibal Modelle mit 94 bzw 100mm Mittelbreite). Er kommt in einer Sandwich-Bauweise mit „Tour Rocker“ und Aeroshape, Titan-Verstärkungen und Carbon Tex, dort wo man es braucht, ohne den Ski zu schwer werden zu lassen. Die hauseigene Fellbefestigung ist meiner Meinung nach eine der smartesten (und schönsten) Lösungen am Markt - natürlich lässt sich aber auch jedes andere Fell mit „normalen“ Spitzenfixierungen nutzen.
In 176cm wiegt ein Ski 1300g, mit einer leichten Bindung (Dynafit Superlite 2.0) bleibt man somit unter 1500g pro Seite - recht beeindruckend für einen doch breiten Ski.

Dank des geringen Systemgewichts im entsprechenden Setup ist der Hannibal auch für lange Unternehmungen bei Pulver meine Wahl - der Gewichtsunterschied zu Tourenski der 85mm-Klasse ist meines Erachtens zu vernachlässigen, der Genussgewinn im Powder ist die paar Gramm auf jeden Fall wert. Die zusätzlichen mm garantieren mehr Auftrieb in der Abfahrt und dank Rockerprofil wird’s auch beim Spuren einfacher - ich bin nie stecken geblieben, weil die Nose abgetaucht wäre. 

Der Hannibal ist ein ausgewogener, leichter Ski, der vor allem im Pulver und auf Firn Spaß macht - natürlich kann man mit ihm Pistentouren gehen und die Piste wieder abfahren, dies ist aber sicher nicht der Spielplatz für einen breiten Tourenski. 

Aber eines muss bei diesem Gewicht klar sein: Unter gewissen Umständen spürt man, dass Leichtbau eben doch entsprechende Eigenschaften mit sich bringt - oder eben nicht…
Bei plötzlich oder häufig wechselnden Schneeverhältnissen (hart / weich / verspurt / eisig,…) wird man die Geschwindigkeit in der Abfahrt lieber anpassen - sonst wird’s schnell unruhig. Der Hannibal fühlt sich zwar in vielen Situationen tatsächlich eher wie ein Freerider/Freetourer als wie ein Tourenski an, und die Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten (wenn auch nicht Freeride-Video-High-Speed) und (mittel)großen Radien ist überraschend, aber eben nur bei gleichmäßigen und vorhersehbaren Bedingungen - #perfectpow #springcorn usw. - und Bruchharsch ist sowieso mit jedem Ski besch...eiden.

 
DAS sind Hannibal-Bedingungen

Die Kantenwechsel sind einfach, kein Wunder bei einem so leichten Ski und der Kantenhalt solide - allzu viel Power sollte man bei der Schwungeinleitung aber nicht aufwenden, um den Ski nicht zu überdrehen.

Fazit

Der Fischer Hannibal 96 Carbon ist der Ski der Wahl für:
gut ausgestattete aka „Gear Nerds“
…die mehr als 1 Paar Tourenski zur Auswahl haben und für Powdertage ein Setup mit geringem Gewicht und top Powder-Eigenschaften im Keller stehen haben wollen.

Tourengeher
…die einen Ski fürs Gelände suchen, der ohne übertriebenen Kraftaufwand bergauf wie bergab bei jedem Schnee funktioniert - meiner Meinung nach lässt sich der Hannibal auch schon vom fortgeschrittenen Anfänger ohne Einschränkungen nutzen.

Weniger geeignet ist der Ski für:
Trainierer
…die ein ultraleicht Setup bevorzugen und denen die Abfahrt eh nicht so wichtig ist.

Skibergsteiger / Skialpinisten
…die viel und steil unterwegs sind, auch bei harten Bedingungen. Hier würde ich zu einem der schmaleren Modelle (Fischer Transalp 90 oder ähnliche) greifen.

Reine Pistengeher
…zu breit, macht dann einfach keinen Sinn

***
Ich gebe mein Bestes, so objektiv wie möglich zu sein, während ich eine unweigerlich subjektive Darstellung der Vor- und Nachteile der getesteten Ausrüstung durchführe. Hoffentlich hilft den Lesern die Info, die Produkte herauszufiltern, die nicht zu ihnen passen, im Vergleich zu denen, die es sehr wohl tun. Es gibt so viele persönliche Faktoren, die beeinflussen, ob ein Ski für Einen selbst am besten geeignet ist, sei es Gewicht, Erfahrung, Stil, Wohnort / Einsatzgebiet, Fahrkönnen, etc.

Disclaimer - (im Original vom einzigartigen Stephan Skrobar)
Ich fahre seit 2004 für Fischer, bin Gründungsmitglied des Fischer Freeski Teams und werde von den Menschen in Ried – wo Fischer zu Hause ist – extrem gut behandelt und bekomme immer mindestens einen Kaffee wenn ich auf Besuch bin. Man kann also Befangenheit attestieren und wird damit wahrscheinlich Recht behalten. Andererseits zwingt mich niemand, diesen Text zu schreiben, auch bekomme ich kein Geld dafür. Ich versuche also, meine Erfahrungen so objektiv wie möglich zu beschreiben. Trotzdem wird die Analyse positiv ausfallen. Warum, steht oben.

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